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Kitzbühel

Schinagl Helmut

Bild: Schinagl HelmutHelmut Schinagl, ein bekannter Schriftsteller Österreichs, gehört ebenfalls zu den Kitzbühelern. In Innsbruck am 24. Jänner 1931 geboren, Sohn des Kaufmanns Julius Schinagl, lebte er seit seinem fünften Lebensjahr in Kitzbühel. Von 1937 bis 1941 besuchte Helmut Schinagl die Volksschule in Kitzbühel, von 1941 bis 1949 das Realgymnasium in Kufstein und von 1949 bis 1954 die Universität in Innsbruck, Philosophische Fakultät (Germanistik, Anglistik, Philosophie, Psychologie), wo er den Doktorgrad mit einer Dissertation über den Dichter Josef Leitgeb erwarb. 1955 trat er in den Schuldienst ein, zuerst an der Bundes-Handelsakademie in Innsbruck, 1957 an der Städtischen Handelsschule in Imst. 1958 heiratete er Isolde, geb. Schwaiger, aus St. Johann i. T.. Der Ehe entsprossen zwei Söhne.

Schon seit frühester Jugend versuchte sich der sensible, phantasiereiche und grüblerische Helmut Schinagl als Schriftsteller, und zwar in allen Sparten der Dichtkunst. Es ist überhaupt das Kennzeichen dieses musischen Menschen, daß er sich mit allen Möglichkeiten, die eigene Phantasie und Geistigkeit zu gestalten, auseinandersetzt, sowohl schöpferisch als auch theoretisch. "Er ist Dichter, Maler und Musiker in einem, wenngleich er sich als Ausdrucksmittel lediglich des Wortes, des Ausgesagten“ bedient. Seine Sprache, sein Stil lassen auf überdurchschnittliche Musikalität schließen, seine literarischen Bilder' auf ausgeprägten Farbensinn, sein Formwille auf architektonisches Empfinden. Es fällt schwer, ein Stilelement als das dominierende oder als die Stärke seines Werkes herauszustellen." So schreibt Hugo Bonatti in dem Buch "Begegnungen" über Schinagl. Das Studium Schinagls betraf immer wieder die Musik, privat, ebenso am Konservatorium in Innsbruck (Klavier, Orgel, Musiktheorie), ja er betätigte sich bis zum 25. Lebensjahr sogar als Komponist. Er liebt die barocke und moderne Musik. Auch mit der bildenden Kunst setzte er sich auseinander, vor allem mit den Strömungen seit dem Impressionismus. Dies alles muß man wissen, um das dichterische Anliegen Schinagls verstehen zu können.

Zahlreich sind die Werke, die Schinagl verfaßte. Er ist vor allem Erzähler und Dramatiker. Sein Einakter "Nächtlicher Dialog", ein Gespräch zwischen Papst Urban VIII. und Galilei vor dessen Verzicht auf die Lehre vom heliozentrischen Weitsystem, wurde im Tiroler Landestheater aufgeführt und im Rundfunk gesendet. Er ist aber auch Lyriker von großer Eigenart, ein moderner, Technik und das heutige Weltbild miteinbeziehender Mystiker. Als Beispiel sei sein "Confiteor" angeführt.


In den Abend hinein,

in das gläserne Rauchfaß der Nacht,

schreibt der Zeigefinger des Mondes vom Licht.

In den Abend hinein,

in das gläserne Rauchfaß der Nacht,

schreibt der Spiegelrand einer Wolke vom Licht.

In den Abend hinein,

in das gläserne Rauchfaß der Nacht,

schreibe ich,

an des Lebens mondänem Spiegelrand,

vom Licht -

vom lange verlorenen Licht.


Oder er fängt die kosmische, aktuell-spirituelle Welt ein, wie etwa in folgendem Gedicht- Ecce homo 1966

Raketengeschosse zerbohren dein Haupt.

Atomkanonen sind gegen dein Herz gerichtet.

Du aber stirbst immer noch deinen Tod

aufrecht

zwischen Himmel und Erde.


Als erstes seiner erzählenden Werke erschien in der Reihe der "Gesellschaft für Literatur - Der Turmbund" die hintergründige Novelle "Die Jungfrau und das Tier". Weiters in verschiedenen Verlagen die epischen Werke "Judas in der Mühle", ein Jugendroman, "Höllenmaschinen schreien nicht Mama", eine Sammlung surreatesker Erzählungen - der eigenartige Typus der Surreateske war Schinagls Erfindung -, "Der blaue Kristall", ein Franz-Marc- Roman, und "Schwarzer Tau", ein Roman um Georg Trakl, auch ein Gedichtband "Fallendes Feuer". Daneben veröffentlichte er vieles in Zeitungen, Zeitschriften, Anthologien und im Rundfunk. Hörspiele, die Aufsehen erregten, sind z. B. "Jobal und die vier Reiter", "Mittelstation“, „Der grüne Vorhang - Point of no return", "Das Licht leuchtet" und "Requiem für Manon".

Quelle: Stadtbuch Kitzbühel Band IV (Hermann Kuprian