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Kitzbühel

Rosendorfer Herbert

Rosendorfer_Herbert.jpg Herbert Rosendorfer wird im deutschen Sprachraum als Schriftsteller immer wieder genannt und in der Presse besprochen. In Bozen 1934 als Sohn eines Sparkassen-Inspektors geboren, wuchs er seit dem sechsten Lebensjahr in Kitzbühel auf. Seine Eltern waren als Südtiroler "Umsiedler" dorthin gekommen, zogen aber später nach München. Wesentliche Jahre seines Lebens verbrachte Herbert Rosendorfer im Ort seiner Vorfahren, so dass er sich lange als "alter Kitzbüheler" fühlte. Hier bei den Großeltern väterlicherseits, die ihm in den Kriegswirren ein sicheres Heim boten, hatte er bestimmende Eindrücke empfangen. "In Kitzbühel habe ich weiter die Schule besucht und vor allem die entscheidenden Jahre meiner Jugend verlebt. Wenn man mich ernsten Gewissens fragte, als was ich mich fühle, so müsste ich antworten: als Kitzbüheler. Drei Jahre nach dem Krieg gelang es meiner Mutter, mich mit Hilfe eines freundlichen Zöllners über die Grenze nach München zu schmuggeln, und ich machte - in der Woche, an deren Mittwoch der Aufstand in Ost-Berlin war - 1953 das Abitur. Ich war bis zur vierten Klasse ein glänzender, später ein schlechter Schüler. Da Lehrer jedoch langsam von Begriff sind, dauerte es vier Jahre, bis sie das merkten. Dadurch galt ich noch im Abitur als glänzender Schüler und bekam - heute noch mein Stolz - ein entsprechendes Zeugnis." So schrieb Rosendorfer ironisch über sich selbst. Rosendorfer studierte "Jus" und schloss sein Studium 1958 mit dem Referendarexamen ab. Nach einigen Referendarjahren bei Rechtsanwälten bestand er 1962 das Assessorenexamen. Nach einiger Zeit der Arbeit als Gerichtsassessor in Bayreuth kam er wieder nach München.

Die Zahl seiner Werke ist ansehnlich, und ihre Eigenwilligkeiten begründeten seinen Ruhm. Diese Werke erweisen einen Dichter des klaren, plastischen und oft ironischen Wortes, der es versteht, klassische Erzählungen zu bauen.

Eine Meisternovelle ist z. B. "Das Haus am Meer", geschrieben als Rahmenerzählung. Es geht hier um ein medizinisches Experiment in einer Florentiner Villa. Ein genialer Arzt erbringt den Beweis, daß sich Leben im Tiefkühlverfahren konservieren läßt. Ein tiefgekühlter und wiedererweckter Mensch bringt Mord und Verwirrung. Ahnlich hintergründig, unheimlich, fast an Allan Poe erinnernd, ist die Erzählung "Die Glasglocke", die sowohl in "Wort im Gebirge", Folge VII, als auch in neuer Fassung als eigenes Buch im Diogenes-Verlag, Zürich, erschien. "Die Glasglocke" spielt in der absoluten Einsamkeit der Wüste; Soldaten eines Forts leben wie in einer Glasglocke und spinnen sich ihren Untergang selbst, ohne Kontakt mit der Welt von draußen. Neben den vielen satirischen Kurzgeschichten in großen Tageszeitungen und Zeitschriften des deutschen Sprachraumes erschien in der Anthologie Tiroler Erzähler "Brennpunkte V" der "Schwank aus Albin Kessels Leben", in dem es um die Unterbringung von sechs Vornamen eines Neugeborenen im Geburtenregister geht. Ebenso zum Schmunzeln trotz oder vielleicht wegen der Hintergründigkeit reizt der im Diogenes-Verlag erschienene umfangreiche satirische Roman "Der Ruinenbaumeister". Dieser Roman wurde Rosendorfers größter Erfolg. Es ist ein sophistischer Schelmenroman, aus mehreren Episoden gefügt, ein Roman der Irrungen und Wirrungen eines verkauzten Erfinders, zugleich aber auch ein Symbol unserer Zeit. "Bayreuth für Anfänger" und "Der stillgelegte Mensch", eine Sammlung witziger, fast barocker Geschichten. Erinnerungen an Kitzbühel wurden beim ORF unter dem Titel "Skizzen aus Eichkatzlried" gesendet. Obwohl nie abschätzig oder aggressiv, weiß er in einer klaren, pointierten Sprache der Phantasie burleske und oft groteske Wortkapriolen zu geben, wodurch er sich als souveräner Erzähler moderner Art bewährt.

Auch Theaterstücke schrieb er wie „Scheiblgrieß".

Am 20. September 2012 starb Rosendorfer im Alter von 78 Jahren nach langer Krankheit.