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Kitzbühel

Maria Hofer - Totentanz

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14.06.2007

TOTENTANZ

Die bedeutendsten Werke der Komponistin Maria Hofer erstmals auf CD

 

Fast 40 Jahre lang lebte und wirkte die österreichische Musikerin und Komponistin Maria Hofer (1894-1977) in Tirol. Jetzt erweist ihr die Stadt Kitzbühel mit der Aufnahme ihrer wichtigsten Werke die Ehre.

Der Dirigent Bernhard Sieberer hat sich mit dem Leben und Wirken Maria Hofers beschäftigt und aus dem Werkkatalog dieser ebenso eigenwilligen wie faszinierenden Frau die eindruckvollsten Kompositionen ausgewählt. Für die Einspielung verpflichtete er erstklassige Künstler, die Hofers Musik zu einer Entdeckung machen.

Der „Totentanz", Hofers einziges symphonisches Vermächtnis und auch nicht in ihrer Handschrift erhalten, verweist im Titel auf das gleichnamige Bild von Albin Egger-Lienz, ist aber wie die anderen titeltragenden Werke von inspirierter, abstrakter Geschlossenheit. Ein geistvolles Meisterstück voll Farbe, Kraft und handwerklicher Könnerschaft. Die „Ballada" für Violoncello mit Klavierbegleitung liegt in Hofers Autograph vor und zeigt auch ihre künstlerische Handschrift: Sie verbindet eine nie ins Sentiment abgleitende französische Impression mit den musikalischen Einflüssen ihrer ersten Lebenshälfte und einem eher herben persönlichen Ausdruckswillen. Der insgesamt weich gestimmten Violoncelloballade steht die unerbittliche Motorik und Virtuosität der Klaviertoccata „Die Maschine" gegenüber. Sie ist, ebenso wie die eindrucksvolle „Toccata für Orgel", die wie ein Standardwerk der großen Orgelliteratur erlebt wird, bei der Universal-Edition im Druck erschienen. Lieder auf Texte von Alma Holgersen, die Friedenshymne, Posthorn-Signale und Tonmonogramme, insgesamt kleinere Gelegenheitswerke, ergänzen die CD.

Maria Hofer kam am 6. Juli 1894 im niederösterreichischen Amstetten als Kind Tiroler Eltern zur Welt und wuchs in Wien auf. Dort wurde ihr musikalisches Talent früh entdeckt und gefördert. An der Akademie für Musik und darstellende Kunst studierte sie Klavier und Orgel, ab 1916 gab sie zahlreiche Konzerte im Wiener Konzerthaus. In den folgenden zwei Jahrzehnten wandte sie sich verstärkt dem Orgelspiel zu, unternahm ausgedehnte Konzertreisen und präsentierte eigene Kompositionen. Maria Hofer absolvierte Kapellmeisterkurse und hatte Kontakt mit den bedeutendsten Musikern ihrer Zeit: Arnold Schönberg, Alban Berg, Anton Webern, Bela Bartók, Egon Wellesz, Zoltan Kodaly, Maurice Ravel, Darius Milhaud u. a. Sie kannte die Literaten Stefan Zweig und Franz Werfel, den Psychoanalytiker Alfred Adler und begleitete eine Lesung von Karl Kraus.

Die prägenden Begegnungen mit den geistigen Größen ihrer Zeit ergaben sich durch Maria Hofers Lektorentätigkeit bei der Wiener Universal Edition. An der Spitze des Musikverlages standen Emil Hertzka und später dessen Gattin Yella, mit der Hofer eine innige Freundschaft verband. Hofer wohnte in der Villa Hertzka, stand der Frauen- und Friedensbewegung nahe, musizierte, komponierte, reiste, und stillte ihr brennendes Interesse an geistigen Entwicklungen gleichsam an der Quelle der Avantgarde. Doch der Aufbruch, die Karriere, die Zukunft der Musikerin wurden durch den Zweiten Weltkrieg jäh beendet.

In Kitzbühel fand Maria Hofer schließlich eine neue Heimat. Bis zu ihrem Tod 1977 war sie hier tätig, versah, von Kennern bewundert, ihren Dienst an der Orgel, installierte ein Glockenspiel, veranstaltete Konzerte rund um ihre Sammlung alter Instrumente. Sie verehrte Bach, Buxtehude, Mozart und sichtete mit strengem Qualitätsanspruch ihre eigenen Werke; viele Manuskripte vernichtete sie.

Ursula Strohal, Freie Musikredakteurin

KURZTEXT

Die österreichische Musikerin und Komponistin Maria Hofer (1894-1977) lebte und wirkte fast 40 Jahre lang in Kitzbühel. Sie hatte in Wien Klavier, Orgel und Komposition studiert und als Lektorin der Universal-Edition Kontakt mit den bedeutendsten musikalischen Größen des frühen 20. Jahrhunderts. Die Nähe zur Avantgarde prägte Maria Hofer, doch stand sie auch Bach und Mozart nahe. Die Stadt Kitzbühel erweist der Komponistin nun mit einer CD die Ehre. Der Dirigent Bernhard Sieberer hat Hofers beste Werke ausgewählt und mit erstrangigen Musikern auf CD eingespielt.

 

Maria Hofer - Totentanz

1 „Totentanz" nach Motiven von Albin Egger-Lienz für großes Orchester

2 „Ballada" für Violoncello mit Klavierbegleitung

3 Toccata – „Die Maschine" für Klavier

4 „Toccata" für Orgel

5-14 Lieder aus der Bühnenmusik zu „Wir könnten gerettet werden" von Alma Holgersen

Der kleine Bub singt ∙ Anna singt ∙ 1. Dirne ∙ 2. Dirne ∙ Der Mann ∙ Zum Klagen bin ich zu gescheit ∙ Der Neger ∙

Die Kinder ∙ Der Totengräber ∙ Der Alte – Psalm 114

15 „Friedenshymne" für Klavier

16-20 „Posthorn-Signale" für zwei Trompeten in B

Abgang u. Ankunft der Stafetten ∙ Andeutung der Zahl der Pferde ∙ Zahl der Wagen ∙ Not Signal ∙

Abgang u. Ankunft der Fahr-Posten

21-25 „Tonmonogramme" auf die Namen berühmter Persönlichkeiten für Glockenspiel

Pacelli Eugenio (Papst Pius XII.) ∙ Theodor Körner ∙ Eduard Wallnöfer ∙ Dr. Widmoser ∙ John F. Kennedy

 

Die Ausführenden

Orchester Cappella Istropolitana (1)

Art of Brass - Hans Gansch, Schlagzeugensemble Peter Sadlo

Klavier - Carlo Grante, Harfe - Edith Gasteiger

Dirigent - Bernhard Sieberer (1)

Carlo Grante - Klavier (1, 2, 3, 6-8, 11, 12, 15), Eugen Prochác - Violoncello (2)

Jeremy Joseph - Orgel (4), Glockenspiel (21-25), Marlies Nussbaumer - Klavier (5, 9, 10, 13, 14)

Andreas Post - Tenor (5, 9), Patrizia Cigna - Sopran (6-8), Markus Volpert - Bariton (10, 13),

Wolf Matthias Friedrich - Bass (11), Kinderchor der Musikhauptschule Olympisches Dorf, Leitung - Dietmar Schmid (12), Kurt Widmer - Bassbariton (14)

Hans Gansch und Andreas Öttl - Trompete (1, 16-20)

Aufnahmeorte: 13.3.2005: Kufstein Arena (16-20), 14.3.2005: Saal Tirol im Congress Innsbruck (1, 6-8, 11), 11.10.2005: Pfarrkirche Kitzbühel (4), 9.11.2005: Glockengießerei Grassmayr, Innsbruck (21-25), 15. 3., 5. 12., 7. 12. 2005, 3. 2. 2006: Tonstudio Ströher, Innsbruck (2, 5, 9, 10, 12, 13, 14), 15.4.2006: Saal der Landesmusikschule Kitzbühel (3, 15)

Aufnahme - Hanno Ströher, Aufnahmeleitung - Doriana Grante (1), Bernhard Sieberer (2-25)

Grafik - Christian Palfrader, Titelbild: Albin Egger Lienz - Der Totentanz

Texte im Booklet - Hugo Bonatti, Mag.a Corinna Oesch, Bernhard Sieberer

Produktion - Angelika und Gerhard Mayr, rcr@mayrmusic.at, www.mayrmusic.at

Die CD ist erhältlich bei der Stadtgemeinde Kitzbühel.

Der gesamte Text sowie Fotos können unter www.kitzbuehel.eu heruntergeladen werden.